Bruno Italiener
Liberaler Rabbiner und Publizist, wichtiger Vertreter jüdischer Theologie im 20. Jahrhundert
Als Sohn eines Lehrers besuchte Bruno Italiener in den 1890er-Jahren die Samsonschule und wechselte als sehr guter Schüler an das Hildesheimer Gymnasium Andreanum. 1899 begann er seine Rabbinerausbildung am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau. Parallel nahm Italiener ein Studium an der Universität Erlangen auf, das er 1903 mit einer Dissertation über „Die Gotteslehre des Thomas Campanella“ abschloss. Seit 1907 war der promovierte Rabbiner und charismatische Kanzelredner an der großen Liberalen Gemeinde Darmstadt tätig.
Italiener war als weltoffener Denker und versierter Publizist geschätzt und machte sich mit zahlreichen Schriften zur Wissenschaft des Judentums und der bis heute international einzigartigen Faksimile-Edition der sogenannten Darmstädter Pessach-Haggada einen Namen.
Nach seinem Selbstverständnis sah sich Italiener als „deutsch-jüdischer Patriot“ und seine Glaubensgemeinschaft als Teil der deutschen Gesellschaft. Zugleich sprach er sich offen gegen den Antisemitismus der Weimarer Republik aus und veröffentlichte in diesem Zusammenhang 1920 seine Streitschrift „Waffen im Abwehrkampf“.
1927 wechselte Italiener von Darmstadt nach Hamburg zum „Israelitischen Tempelverband“ und wurde dort 1937, ein Jahr vor der Schändung der Synagoge, zum Oberrabbiner ernannt. Italiener floh 1939 mit seiner Frau und den beiden Töchtern nach London, wo er bis zu seiner Pensionierung 1951 u.a. in der “West London Synagogue of British Jews“ als Rabbiner tätig war.