Prof. Dr. Ludwig Tachau
Direktor der Samsonschule von 1888 bis 1919
Der militärische Einfluss machte sich schon früh im Leben Ludwig Tachaus, der am 9. Februar 1858 in Uelzen geboren wurde, bemerkbar. Sein Vater, inzwischen Vorsteher der Eisengüterexpedition bei der Bahn, hatte mehrere Jahre als Soldat im Hannoverschen Jägerbataillon gedient, beides für Juden zu dieser Zeit ungewöhnlich.
Nach dem Abitur in Hannover begann Ludwig Tachau 1877 an der Universität Göttingen ein Studium der klassischen Philologie. Obwohl er die Promotionsprüfung 1880 mit Bestnote ablegte, wurde er für die angestrebte Stelle als Gymnasiallehrer abgelehnt und ging daher, wie vor ihm schon der ehemalige Samsonschüler Isaak Markus Jost, 1881 ans Philanthropin in Frankfurt.
1888 wechselte er auf den Direktorenposten der Samsonschule. Sein langjähriger Kollege und späterer Nachfolger Wolfsdorf bezeichnete ihn als das Vorbild eines jüdischen Beamten mit preußischem Geist, der der Samsonschule all seine Kräfte widmete.
Ludwig Tachau war ein kundiger Pädagoge, wusste aber auch die Kontakte zur Administration der Schule und zur Herzoglichen Schulkommission zu stärken und eine gute Zusammenarbeit zu befördern. Dies ermöglichte ihm die Realisierung einiger Meilensteine in der Schulgeschichte, unter anderem die Umwandlung in eine staatlich anerkannte Realschule. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, 1898 anlässlich der Silberhochzeit des Regenten mit dem Titel „Professor".
Neben seinen beruflichen Aufgaben arbeitete er wissenschaftlich, hielt Vorträge und wanderte im Urlaub gerne mit seinen Söhnen in den Alpen. Seine Ehefrau Minna übernahm die anspruchsvolle Haushaltsführung der Samsonschule und engagierte sich auch in der Freizeitgestaltung der Schüler mit Theaterstücken.
Seit seiner Jugend herzkrank, starb Ludwig Tachau am 17. Mai 1919 an einem Infarkt. Sohn Paul charakterisierte seinen Vater später als Individualisten und progressiven Liberalen, der dennoch gleichzeitig ein enthusiastischer deutscher Patriot gewesen sei, seinem Kaiser und dem Vaterland treu.